ChatGPT in der Praxis: Diese Probleme könnten entstehen

von | 18.11.2024 | Praxisführung & -management

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Der Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI) wie ChatGPT in Arztpraxen wird zunehmend als Möglichkeit gesehen, den Praxisalltag effizienter zu gestalten. Von der Automatisierung administrativer Aufgaben bis zur Unterstützung bei der Diagnostik bieten KI-Tools zahlreiche Vorteile. Doch wo Chancen sind, gibt es auch Herausforderungen. Der unbedachte Einsatz von ChatGPT kann erhebliche Risiken bergen – von Datenschutzproblemen über medizinische Verantwortung bis hin zu möglichen Fehlern in der Patientenkommunikation.

In diesem Beitrag beleuchten wir die zentralen Probleme, die durch die Nutzung von ChatGPT in der Praxis entstehen könnten, und zeigen, warum ein verantwortungsvoller Umgang mit der Technologie essenziell ist.

1. Datenschutz und Datensicherheit

Der Schutz sensibler Patientendaten ist ein Grundpfeiler des Gesundheitswesens, und hier zeigt sich eine der größten Herausforderungen bei der Nutzung von KI.

Externe Speicherung von Daten

ChatGPT ist standardmäßig ein cloudbasiertes System, das Eingaben an externe Server sendet, um Antworten zu generieren. Werden Patientendaten wie Anamnesen, Beschwerden oder andere persönliche Informationen eingegeben, besteht das Risiko, dass diese Daten auf Servern außerhalb Europas gespeichert werden – oft in Ländern mit weniger strengen Datenschutzgesetzen.

DSGVO-Verstöße

Die europäische Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) stellt hohe Anforderungen an den Umgang mit personenbezogenen Daten. Ein Verstoß, etwa durch die unrechtmäßige Speicherung oder Verarbeitung von Patientendaten, kann zu hohen Geldstrafen und einem erheblichen Vertrauensverlust führen.

Cyberangriffe und Datenlecks

KI-Systeme, die Patientendaten speichern oder verarbeiten, könnten Ziel von Hackerangriffen werden. Ein Datenleck könnte nicht nur rechtliche Konsequenzen nach sich ziehen, sondern auch schwerwiegende Folgen für die betroffenen Patienten haben.

2. Medizinische Verantwortung und Haftung

ChatGPT kann Ärzte bei der Entscheidungsfindung unterstützen, darf aber niemals die alleinige Grundlage für Diagnosen oder Behandlungspläne sein.

Fehlerhafte Diagnosen

Die KI generiert Antworten basierend auf Trainingsdaten, versteht aber weder den klinischen Kontext noch individuelle Patientenbedürfnisse. Ein Arzt, der sich blind auf Vorschläge der KI verlässt, könnte eine falsche Diagnose stellen – mit potenziell gravierenden Folgen für den Patienten.

Haftungsfragen

Wer trägt die Verantwortung, wenn ein Fehler passiert? Wenn Entscheidungen auf Basis von KI-Unterstützung getroffen werden, stellt sich die Frage nach der Haftung. Besonders problematisch ist dies, wenn die KI falsche oder ungenaue Informationen liefert und der Arzt diese nicht hinterfragt.

Übermäßiges Vertrauen in die KI

Ein weiteres Risiko ist das sogenannte „Automation Bias“ – die Tendenz, automatisierten Systemen mehr zu vertrauen als dem eigenen Urteilsvermögen. Ärzte könnten dazu neigen, die Vorschläge von ChatGPT ungeprüft zu übernehmen, was die Qualität der medizinischen Versorgung beeinträchtigen könnte.

3. Qualität und Aktualität der Informationen

ChatGPT liefert Antworten basierend auf einem umfangreichen Trainingsdatensatz, der jedoch nicht immer auf dem neuesten Stand ist.

Veraltetes Wissen

In der Medizin ändern sich Behandlungsmethoden und Leitlinien schnell. Wenn die Trainingsdaten von ChatGPT nicht regelmäßig aktualisiert werden, könnte die KI Informationen liefern, die nicht mehr dem aktuellen Wissensstand entsprechen.

Halluzinationen

Ein weiteres Problem ist die sogenannte „KI-Halluzination“: ChatGPT kann Inhalte „erfinden“, die überzeugend klingen, aber faktisch falsch sind. In einem medizinischen Kontext könnten solche Fehler schwerwiegende Konsequenzen haben, insbesondere wenn Ärzte die Richtigkeit der Informationen nicht überprüfen.

Unvollständige Antworten

Da ChatGPT keine klinische Erfahrung hat, können Antworten oft wichtige Details übersehen oder nicht ausreichend auf individuelle Patientenbedürfnisse eingehen.

4. Patientenvertrauen und Akzeptanz

Nicht alle Patienten stehen dem Einsatz von KI in der Medizin positiv gegenüber.

Skepsis gegenüber KI

Einige Patienten könnten sich unwohl fühlen, wenn sie erfahren, dass KI in ihrer Betreuung eingesetzt wird. Dies gilt insbesondere, wenn ChatGPT bei sensiblen Themen wie Diagnosen oder Therapieentscheidungen zum Einsatz kommt.

Mangelnde Transparenz

Wenn Patienten nicht wissen, dass ihre Daten oder Anfragen von einer KI verarbeitet werden, könnte dies zu einem Vertrauensverlust führen, insbesondere wenn Fehler passieren oder der Einsatz der KI im Nachhinein bekannt wird.

5. Eingeschränkte Kontextwahrnehmung

Ein zentrales Problem von ChatGPT ist, dass es den klinischen Kontext eines Patientenfalls nicht vollständig erfassen kann.

Individuelle Besonderheiten

Patienten sind keine Datensätze. Ihre Krankengeschichte, Lebensumstände und individuellen Bedürfnisse spielen eine entscheidende Rolle in der medizinischen Versorgung. ChatGPT ist nicht in der Lage, solche Faktoren adäquat zu berücksichtigen.

Fehlende emotionale Intelligenz

Während Ärzte auf die emotionale und psychologische Verfassung eines Patienten eingehen können, fehlt ChatGPT diese Fähigkeit vollständig. Dies kann besonders in sensiblen Situationen wie der Übermittlung einer Diagnose problematisch sein.

​Empfehlungen zur Risikominimierung

Damit ChatGPT in der Praxis sicher und verantwortungsvoll eingesetzt werden kann, sind bestimmte Maßnahmen erforderlich:

  1. Lokale Nutzung
    Setzen Sie auf KI-Systeme, die lokal betrieben werden können, um die Weitergabe von Patientendaten an externe Server zu vermeiden.
  2. Datenanonymisierung
    Eingaben in die KI sollten vollständig anonymisiert werden, sodass keine Rückschlüsse auf den Patienten möglich sind.
  3. Regelmäßige Updates
    Nutzen Sie spezialisierte, medizinische KI-Modelle, die regelmäßig mit aktuellen Leitlinien und Studien aktualisiert werden.
  4. Schulungen für Ärzte
    Schulen Sie Ärzte und das Praxisteam im Umgang mit der KI, um deren Stärken und Schwächen zu verstehen und Fehler zu vermeiden.
  5. Transparenz gegenüber Patienten
    Informieren Sie Patienten offen über den Einsatz von KI und erklären Sie, wie diese eingesetzt wird, um ihre Versorgung zu verbessern.

Fazit: Chancen ja – aber mit Vorsicht

ChatGPT bietet enormes Potenzial, den Praxisalltag zu erleichtern und die Qualität der medizinischen Versorgung zu verbessern. Gleichzeitig birgt der Einsatz von KI erhebliche Risiken, insbesondere in den Bereichen Datenschutz, Haftung und Informationsqualität.

Für Arztpraxen gilt: Der Schlüssel liegt in einem bewussten und verantwortungsvollen Umgang mit der Technologie. Mit den richtigen Maßnahmen lassen sich die meisten Risiken minimieren – und die Vorteile von ChatGPT sicher nutzen.

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